Auch in dieser Rubrik fange ich mal eher klein an. Und Runir ist in so ziemlich jede Richtung klein: kleine Schachtel, kleiner Verlag, kleines Ursprungsland, bislang ziemlich kleiner BGG-Abdruck.
Der Reihe nach: Runir erscheint bei Gamia Games; der Chef Svavar Björgvinsson ist gleichzeitig Verlagschef und Autor der Spiele. Ein Isländer, der vor allem heimisch-keltisch-skandinavische Themen verarbeitet. Für das Kickstarter-Erstlingswerk Bardagi bezog Björgvinsson ziemliche Prügel. Die darauf folgenden Mythical Island und die Runir-Erstauflage verkauften sich dann aber wohl ziemlich gut. Die überarbeitete Zweitauflage bildet zusammen mit Sagnir (einer Mythical-Island-Neuauflage) und Vedur die „Nordic Heritage“-Trilogie, 2024 mit Eldur zum Quartett ausgebaut.
Die ziemlich exotische Herkunft bedingt wohl nicht nur einen hierzulande – trotz deutscher Regeln – gegen Null gehenden Verbreitungsgrad, sondern auch den ein oder anderen ungewohnten Designkniff. So lässt sich etwa die hübsch gestaltete Box auffalten wie weiland in den 70ern so mancher 3M-Titel. Kein reiner Showeffekt; hier wie da fungiert die Innenseite auch gleich als Spielplan. Das leere Unterteil der Schachtel darf gleich noch als Würfelschale herhalten. Und gewürfelt wird bei Runir ziemlich viel.
Genauer gesagt sind es Runen. Finden wir auf einem Runenstein des Spielplans eine identische Runen-Kombination, dürfen wir den Stein meißeln, setzen einen der 12 Kristalle und erhalten dafür Münzen. Die bringen nicht nur eine können wir auch zum Abgreifen von Einmal-Boni nutzen – – bis Spielende geheime – Anzahl an Siegpunkten. Wir dürfen sie auch in Doppelfunktion zum Erfüllen von kleinen Aufträgen verwenden. Die Kristalle wiederum nutzen wir zusätzlich zum Abgreifen von Einmal-Boni, die das meißeln leichter von der Hand gehen lassen.
In Runir dreht sich ziemlich viel ums abwägen: Bin ich mit dem Würfelergebnis zufrieden oder optimiere ich das Ergebnis unter Abgabe eines Kristalls? Wieviele Kristalle will ich überhaupt für die Boni verschwenden? Gebe ich meine Münzen für den nächstbesten Auftrag aus oder sammle ich für einen richtig guten?
Das Ganze spielt sich ziemlich locker runter. Wirklich thematisch fällt Runir dabei zwar nicht aus; rein atmosphärishc passt es aber schon. „Passt schon“ ist überhaupt die richtige Einordnung für das Spielerlebnis. Sofern man zuvor den Auftaktkampf gegen die Spielregel gewonnen hat; die ist nämlich – Deutsch wie Englisch – wirklich miserabel.
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