Sunrise Lane: Neuauflage des Knizia-Spiels Rondo kommt im Städtebau-Gewand daher​

Zuerst zu den Fakten: Demnächst erscheint beim italienischen Verlag Horrible Guild Sunrise Lane von Reiner Knizia. Die Meldung ist nicht wirklich neu, sondern geistert schon seit Anfang Juli im Netz herum.

Sie ist aber insofern interessant, als sie quasi gleich mehrere aktuelle Trends im Brettspielmarkt schön zusammenfasst. Da wäre erstens der Name Knizia. So sehr ich auch Respekt vor seinem Gesamtwerk habe; so sehr ich auch einige seiner Titel liebe: In letzter Zeit fällt er vor allem durch seine ausgeprägte Geschäftstüchtigkeit auf. Zwar ist er auch weiterhin als Autor sehr rege; wirklich herausragendes gelingt ihm aber nur noch selten.

Unter seinen „Neuheiten“ sind dabei auffällig viele Wiederveröffentlichungen. Dazu gehört auch Sunrise Lane, eine ins Städtebau-Milieu verlegte Neuauflage des 2012 bei Schmidt Spiele veröffentlichten Rondo. Das kam gut an und schaffte es sogar auf die Empfehlungsliste für das Spiel des Jahres 2013. Ein im typischen Knizia-Stil mathematisch präzise durchkonstruierter Steine-setz-Tüftler für die ganze Familie. Der dabei aber ebenfalls Knizia-typisch so abstrakt geriet, dass sich der Verlag erst gar nicht um eine Thematik bemühte. Sogar das Grafik-Design war im Prinzip aufs Wesentliche reduziert.
Dummerweise haben konsequent abstrakte Spiele anno 2023 einen schweren Stand, wenn es sich nicht gerade um ein kleines Karten- oder Partyspiel handelt. Also stülpte Horrible Guild den Mechanismen einen Städtebau-Mantel über, das mit seinem schönen Spielplan und den bunten, stapelbaren Plastikhäusern so einiges an Tischpräsenz auffährt. Die passende Story von „baue das schönste Wohnviertel in der Umgebung“ gibt es gratis obendrauf.

Das klingt jetzt ein wenig frotzelig. Dabei ist gegen Sunrise Lane wenig zu sagen: eine solide Knizia-Mechanik wird mit einem attraktiven Äußeren gepaart. Aber es ist halt alles sprichwörtlich nur Fassade.

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